Teil 16

Mary French, Schmids Ex-Freundin mit Polizeieamten am Drinking Spot – auf dem Weg zum vermeintlichen Grab von Alleen Rowe
Foto: Polizei

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Am 9. November 1965 fuhr ein Gerichtsbeamter Richie Bruns zum Flughafen. Kurz bevor sie den Flughafen erreichten, hupte es hinter ihnen. Ein Wagen überholte Bruns und den Beamten. Der Fahrer machte ein Zeichen, anzuhalten. Es war Schmid. Die beiden ehemaligen Freunde stiegen aus dem Wagen.

Sie gaben ein gruseliges Bild ab, wie sie sich da gegenüberstanden: Auf der einen Seite Bruns, ein Schlaks von 185 cm, der abgemagert war bis auf die Knochen. Auf der anderen Seite Schmid, ein kleiner kräftiger Mann, dessen Make-up völlig verschmiert war, und der offensichtlich sturzbetrunken war. Wenn Bruns aussah wie der wandelnde Tod, musste man bei Schmid an den Teufel denken. Keiner von Beiden sprach, stumm starrten sie sich an.

So endete das letzte Mal, dass sich die beiden in Freiheit begegneten.
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Ich stehe auf, mühsam, aber ich schaffe es. Ich gehe um den Felsen herum – und wäre beinahe gestürzt. Auf der anderen Seite geht es ohne Warnung tief hinunter. Ich verstehe nicht, wieso es plötzlich so steil ist, so hoch bin ich doch noch gar nicht geklettert. Statt um ihn herum zu gehen, steige ich vorsichtig auf den Felsen, der offenbar so etwas wie ein Wärter ist, ein Wärter des Gipfels, denke ich. Wahrscheinlich ist es nicht jedem erlaubt, hier hochzuklettern, eben nur Auserwählten. Charles Schmid, der war sicher öfters hier – John Gilmore dagegen nie. Ich kichere.

Ich entdecke einen Vorsprung, den müsste ich nun zu fassen kriegen. Das geht aber nicht mit vollen Händen. Oh, Mann, ich muss aufhören so zu schwanken. „Konzentrier dich doch mal“, rufe ich. Ich zögere, leere die Dose Bier und werfe die vollen nach oben. Ich schwitze, triefe vor Nässe. Ich bekomme ein Stück Stein am Vorsprung zu fassen und ziehe mich mit beiden Händen in einem Schwung nach oben. Ich schaffe es gerade, weit genug auf dem Plateau liegen zu kommen, ohne gleich wieder runterzurutschen. Geschafft. War doch gar nicht so schwer. Und: Wie schön es ist, hier zu liegen. Auch ist es hier etwas kühler, bilde ich mir ein. Ich werde mich einen Moment ausruhen.

Mein Blut pulsiert in den Schläfen, ich könnte aufstehen, wenn ich wollte und nach unten schauen. Sicher ist die Aussicht grandios, so hoch oben, weit über Stadt und Wüste. Ich rolle mich auf den Rücken und fummele den Joint aus dem Tabaksbeutel in meiner Hosentasche. Der erste Zug tut überraschend gut. So gut, dass ich gleich noch einmal ziehe. Der nächste Zug ist sogar noch besser. Hammer, was war denn vorhin los? Da hatte ich es beinahe bereut, in Drogen investiert zu haben. Der ist doch wie eine Offenbarung, dieser Joint. Grandios!

Etwas, das mich mich, mich ganz macht, mich heilt. Innerlich und vollkommen. Ich inhaliere tief, halte den Rauch lange in meinen Lungen. Ich schließe die Augen. Dieser Moment wird nicht vergehen.

Ich fühle, wie die Schwerkraft langsam aus meinem Körper weicht, wie meine Körperhülle mich eine Feder werden lässt. Ein Vogel. Ein Schmetterling. Alles auf einmal. Nichts. Das andere, das gerade war, das noch oder nicht mehr ist – so fern. Weit weg, unwichtig, bedeutungslos. Mit Mühe ziehe ich noch einmal an meinem Joint, ohne bemerkt zu haben, dass er bereits so weit runtergebrannt ist, dass meine Fingerkuppen verbrannten. Egal. Ich höre Stimmen, Mädchenstimmen, viele. Jede einzelne der jungen Frauen trägt eine Flöte oder ist es ein Dudelsack? Es ist eine göttliche Musik, die nun anklingt…

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„Remember what the Dormeuse said
Feed your head
Feed your head.“

Langsam verliere ich das Bewusstsein.

Epilog folgt

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