Teil 12

Typischer Straßenzug in Tucson in den 60-er Jahren

Foto: unbekannt
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Richard Bruns gab nicht auf. In dem Maße, in dem Schmid seine Mordvorbereitungen vorantrieb, war Bruns besessen von dem Gedanken, als Einziger Schmids nächstes Verbrechen verhindern zu können. In Briefen forderte er Darlene auf, ihr Haus nicht mehr zu verlassen, sondern zu warten, bis er sie abhole. Doch Darlene lachte nur über seine Angst um sie und verbat sich jeden weitere Einmischung in ihr Leben. Auch nahm sie keine Rücksicht auf seine Gefühle als unglücklich Verliebter und traf sich regelmäßig mit anderen Jungs.

Sobald Bruns davon erfuhr, drang er in ihr Haus ein und beschwor sie, auf ihn zu hören und zu Hause zu bleiben. Wenn sie schon andere Jungs treffen wolle, solle sie das hier tun, hier sei sie am sichersten. Darlene wurde zusehends ungehaltener. Sie rief wiederholt nach ihrem Vater, der Bruns hinauswarf.

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Schmid war unzufrieden. Er war überzeugt, die vier Morde, die er begangen hatte, waren nur durch Zufall unentdeckt geblieben. Er fühlte sich weit davon entfernt, ein Profikiller zu sein. Wenn er ehrlich wäre, müsste er zugeben, dass er nichts weiter als ein Stümper war. Er, der alles perfektioniert hatte: seinen Sport, seine Musik, seine Mädchenjagd.

Gut, der Mord an dem Jungen, den er als erstes umgebracht hatte, würde nie aufgeklärt werden. Allerdings vermisste auch niemand den Kleinen. Als er jedoch Alleen erschlug, hatte er zwei Mittäter, John Sanders und Mary French, die jederzeit ein Geständnis ablegen konnten. Die Fritz-Schwestern hatte er zwar alleine getötet, erdrosselt, hier in seinem kleinen Haus, doch hatte er zu vielen Freunden und Bekannten davon erzählt. Das war nicht klug gewesen. Hinzu kam, dass der Vater der Schwestern gut vernetzt war, seine Verbindungen reichten bis tief in die Tucson-Mafia. Irgendeiner der vielen Mitwisser würde sicher bald unter dem Druck einer Befragung einknicken und reden. Einzig Richard Bruns war zu trauen. Dieses Gefühl machte Schmid ein wenig ruhiger.

Dennoch, der Rattenfänger von Tucson beschloss, bei nächsten Mal diskret zu Werke zu gehen. Er wusste auch schon wie. Richard Bruns hatte ihm ungewollt den Weg gezeigt.

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Je weniger sich Darlene auf seine Vorsichtsmassnahmen einliess, desto verzweifelter wurde Bruns. Eines Tages fuhr er mit seinem Wagen in ihre Strasse, kreiste um ihren Block und stieg aus. Er redete mit den Nachbarn, befragte sie nach auffälligen Geschehnissen und wollte sie bitten, ihn bei der Beobachtung von Darlene zu unterstützen. Doch die wenigen, die ihm ein Ohr schenkten, lachten schallend, als er sein Anliegen vorgetragen hatte. Dies sei eine friedliche Strasse, hier passiere nie etwas. Als Bruns bemerkte, dass Darlene nicht zu Hause war, parkte er vor dem Eingang und richtete sich darauf ein, die Nacht in seinem Wagen zu verbringen.

Als er am anderen Morgen aufwachte, fühlte er sich zwar gerädert, gleichzeitig aber auch viel besser als an den Tagen zuvor. Endlich hatte er eine Lösung gefunden, wie er Darlene würde beschützen können. Er verkaufte seine wenigen Habseligkeiten und zog in den Wagen, den er vor Darlenes Haus geparkt ließ.

Fortsetzung folgt

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