Alleen Rowe, Alleen Rowes Schädel
Fotos: Fotograf unbekannt ——— Polizeifoto
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Schmid hatte ein Problem, das er nicht annähernd in den Griff bekam: Er mass lediglich 1 Meter 65. Das Problem der geringen Körpergröße war so groß, dass er einen gehörigen Aufwand betrieb, um es zu verbergen. Seinen Wagen verliess er tagsüber fast nie. Wenn er Dates hatte, kam er Stunden früher zum Treffpunkt und blieb die ganze Zeit über sitzen. Nachts, wenn ihn keiner sehen konnte, flüchtete er sich oft alleine in die Wüste, trank Bier und hasste sich.
Am wohlsten fühlte er sich bei den alten Menschen im Seniorenheim seiner Eltern, in dem er oft aushalf. Einen Trost hatte er immerhin. Im Bett hatte es noch keine seiner Liebhaberinnen gestört, dass er so klein war. Mit zunehmendem Erfolg wurden ausgerechnet die Bühnenauftritte zu einem Greul. Denn als Leader einer Band musste er selbstverständlich stehen und zwar mitten im Scheinwerferlicht. Und weder gefaltete Cola-Dosen, die er in seine Schuhe legte, und die seine Fußsohlen bei jedem Schritt höllisch schmerzten, so dass er eine Schicht Lumpen darüber legen musste, noch die hochhackigen Stiefel, die ihn oft über seine eigenen Füße stolpern liessen, konnten darüber hinweg täuschen:
Er war klein.
Wegen seines stark bearbeiteten Schuhwerks bewegte er sich derart ungeschickt, dass sich die Konzertbesucher über die vermeintliche Showeinlage köstlich amüsierten. Sie lachten laut, wenn er auf der Bühne torkelte und stolperte, als ob er sturzbetrunken wäre. Irgendwann bemerkten sie, dass es keine Absicht war, woraufhin viele mit Schadenfreude reagierten. Erst angehimmelt, dann angestarrt und schließlich ausgelacht. So ging es bei jedem Konzert. Schließlich gestand Smitty seinem Freund Bruns, dass es ihn sowieso nie richtig interessiert hätte, in einer Band zu spielen. Er hätte lediglich der Welt beweisen wollen, dass er es konnte.
Und noch ein Problem plagte Schmid: Nach einem Streit mit seinem Vater hatte ihm seine Großmutter verraten, dass er nicht das leibliche Kind seiner Eltern sei. Schmid seufzte. Diese Nachricht hatte für ihn etwas erleichterndes. Plötzlich wusste er, warum er sich in seiner eigenen Familie häufig so fremd und verloren vorkam, warum seine Eltern sich aus allen Dingen, die sein Leben betrafen, und die ihm manchmal große Probleme bereiteten, heraushielten. Sie konnten ihn gar nicht lieben, er war ja nicht ihr leiblicher Sohn. Nach dem Geständnis der Großmutter war er richtiggehend froh. Er merkte, was ihm die ganzen Jahre über gefehlt hatte: die Liebe seiner Mutter.
Er recherchierte ihre Adresse und beschloss, sie gegen den Willen seiner Adoptiveltern aufzusuchen. Diese hatten nichts gegen Schmids Besuch bei seiner Mutter, das war es nicht. Sie befürchteten nur, dass ihn die Begegnung in ein Jammertal stürzen würde. Schließlich hatten sie seine Mutter kennengelernt, die ihn mit 16 unverheiratet geboren und ohne ein Gefühl zu zeigen zur Adoption frei gegeben hatte. Schmid jedoch ignorierte die Warnung. Er war geradezu euphorisch über den bevorstehenden Besuch. Doch als er seiner Mutter eines Tages gegenüber trat, reagierte die immer noch junge Frau schroff und kalt. Sie sagte: „Ich wollte dich damals nicht, und ich will dich heute erst Recht nicht. Verschwinde dahin, wo du hergekommen bist!“
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Smitty hielt Alleen fest. Er hob einen Stein vom Wüstenboden auf und übergab ihn John. Dieser gab ihn zurück, nicht in der Lage, den Plan durchzuziehen. Smitty bestand darauf, dass er zum Wagen ging und Mary dazu holte. Mary weigerte sich mitzukommen, so kehrte John allein zu Smitty zurück. Dort, am Drinking Spot, sah er, dass Alleen rücklings auf dem Boden lag. Gesicht und Körper waren blutüberströmt. Das Mädchen war nackt. Smitty’s Hände waren blutig, Blut war auch auf seinem Hemd. Smitty wollte wissen, wo Mary war, und als John es ihm sagte, ging Smitty selbst zum Auto. „Wir haben sie getötet“, sagte er und fügte hinzu: „Ich liebe dich sehr.“ Mary fand, er war sehr aufgeregt.
Mary begleitete Smitty zurück an den Tatort. Sie sah Alleen, konnte allerdings nicht erkennen, ob das Mädchen noch am Leben war. Smitty gab John die Schaufel und verlangte, dass er ein Grab schaufelte. Zögerlich begann John zu graben. Der Wüstensand war jedoch zu hart, um eine tiefe Grube auszuheben, und so warfen die drei lediglich ein wenig Sand auf Alleens Körper und legten ihr Kleid und ihre Lockenwickler in das halbfertige Grab. Smitty zog sein Hemd aus und vergrub es ebenfalls im Sand. Nachdem sie sicher waren, alle Beweise für die Tat vernichtet zu haben, gingen sie zurück zum Auto und fuhren in die Stadt. Sie erfanden eine Geschichte – Alleen wollte am Abend mit John ausgehen, aber als er kam, um sie zu holen, war sie nicht da – dann fuhren sie nachhause.
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Fortsetzung folgt
Einfach spannend diese Story und gut geschrieben.
Danke, liebe Marlies fürs Dranbleiben. Es wird noch einiges geschehen…
bin auf jedenfall auf die Fortsetzung gespannt !