and now – und jetzt

Fotografie, Installation, 2014
Christoph Brandl & Friends

Der Atomschutzbunker von THE STORY OF BERLIN wurde am 11. März 2014 zur riesigen Performancefläche für Künstler aus aller Welt. Die Aktion fand anlässlich des dritten Jahrestages der Katastrophe von Fukushima statt.

Christoph Brandl & Friends nahmen teil mit dem Projekt: ‚und jetzt‘, bei dem wir drei Fotos von blühenden, japanischen Sonnenblumen und eines des zerstörten Atomreaktors in Fukushima Daiichi aufhingen und 89 Blumentöpfchen mit japanischen Sonnenblumenkernen unter die Fotos stellten.

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Wir steckten Holzstäbe in die Erde, an deren Ende wir auf runden Aufklebern auf englisch oder deutsch beschrieben, worum es beim Projekt der japanischen Regierung ging, das sich nannte: „Sonnenblumen gegen Radioaktivität“.

Im ausführlichen Text nach dem nächsten Foto erfahren Sie mehr über das Projekt.

Jeder Besucher erhielt ein solches Töpfchen mit der Bitte, uns ein Foto der blühenden Pflanze zuzumailen. Jedes dieser Fotos werden wir hier veröffentlichen.

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Etwas weiter unten auf dieser Seite können Sie sehen, welchen Fortschritt unser eigenes Töpfchen mit Sonnnenblumensamen macht.

Danach folgt die Dokumentation des gesamten Projektes.

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‚und jetzt‘

Die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe verursachte in Fukushima den schwersten Atomunfall seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Aufgrund von Lecks, Wasserstoffexplosionen und überhitzten Brennstäben verbreitete sich die Strahlung über den Evakuierungsbereich hinaus und verunreinigte den Boden der landwirtschaftlich geprägten Region.

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In einigen Gebieten ist mittlerweile auch der Tee radioaktiv.

Fünfzig Kilometer entfernt vom Atomreaktor liegt der buddhistische Tempel Joenji. Im September 2011 begann Mönch Koyu Abe und sein Team Sonnenblumen zu pflanzen, in der Hoffnung, die Stimmung der Menschen zu heben und die Auswirkung der Strahlung zu dämpfen.

„Bisher haben wir mindestens 200.000 Sonnenblumen angebaut und ein Vielfaches an Samen verteilt“, sagte Mönch Koyu Abe. „Mindestens 8 Millionen Sonnenblumen blühen in Fukushima, die von uns stammen. Die Landschaft um das Atomkraftwerk soll so gelb von Sonnenblumen werden, so dass es sogar die NASA überrascht.“

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2012 startete die Regierung ihr eigenes Sonnenblumenprojekt, an dem sich auch die übrigen Japaner beteiligen sollten. “Wenn Leute Sonnenblumen pflanzen, ist das etwas anderes als Geld zu spenden. Weil eine Mutter ihrem Kind erklären kann, dass das wie ein Gebet für den Wiederaufbau des Nordostens ist“, sagte der aus Hiroshima stammende Projektleiter Shinji Handa.

Weltweit wächst die Japan-Solidarität durchs Anpflanzen von Sonnenblumen.

Dass Sonnenblumen radioaktiv verseuchtes Wasser reinigen können, ergaben Versuche des US-Unternehmens Phytotech auf dem Gelände einer Uranfabrik in Ohio. Die Sonnenblumen säuberten 200.000 Liter uranhaltiges Abwasser. Die Konzentration des giftigen Metalls sank von 200 auf 20 Mikrogramm pro Liter.

Ein Mikrogramm ist ein millionstel Gramm.

„Die feinen Wurzeln der Sonnenblumen bilden einen Biofilter“, sagte der Leiter des Versuchsteams, Slawik Duschenkow, „so können sie Boden und Wasser radioaktive Stoffe entziehen.“ Duschenkow testete die Sonnenblumen bereits 1996 in einem Becken des Reaktors in Tschernobyl. In nur zehn Tagen filterten die Sonnenblumen dort 95 Prozent des radioaktiven Strontiums und Cäsiums aus dem Wasser.

Die Strahlungsaktivität der Wurzeln der Sonnenblumen war so hoch, dass die Behörden die Ausfuhr aus dem Sperrgebiet um Tschernobyl verboten.

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Eine wachsende Anzahl Japanischer Wissenschaftler bezweifelt mittlerweile, dass das Sonnenblumenprojekt Sinn macht. „Normalerweise wird eine Pflanzensanierung eingesetzt, um Schwermetalle aus dem Boden zu holen“, sagte ein Forscher. „Man lässt die Pflanzen wachsen, wirft sie fort und reinigt so den Boden. Beim radioaktiven Cäsium geht das nicht. Da es sich fest an die Tonpartikel der Erde bindet, bleibt das meiste im Boden zurück. Wir profitieren also kaum, müssen aber die schwach kontaminierten Pflanzen dennoch atomar entsorgen. Es wird viel zu lange dauern, ehe sich ein Effekt zeigt. Aber wenn sich die Leute besser fühlen, sollte man das Projekt fortführen.“

Seit Juni 2013 äußert sich die Japanische Regierung über das Sonnenblumenprojekt nicht mehr.

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ZUSENDUNGEN VON BESUCHERINNEN UND BESUCHERN DER AUSSTELLUNG:
         
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3.8.2014

Christl Fabian schreibt:

Meine Sonnenblume hatte es bestimmt bestimmt besser als ihre Schwestern in Fukushima. Sie wuchs im Wald bei Wandlitz auf und bekam viel Besuch. Für Ihr Projekt wuensche ich Ihnen noch viel Erfolg.
Herzliche Gruesse, Christl Fabian

Christl Fabian_2

Christl Fabian

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21.7.2014

Jakob Schäuffelen schickt uns ein Foto. Er schreibt:

„Deine Sonnenblumen auf meinem Balkon! Aus deinem Kunstprojekt. Jakob“

Jakob

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12.7.2014

Mara Kurotschka schickt uns ihre Sonnenblumenfotos:

Foto

Mara_Kurotschka

Danke dafür.

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25.6.2014

Das Wunder der japanischen Sonnenblume

Unseren Pflanzen ist ein großer Unglück widerfahren, wie wir zunächst dachten. Aus unserem Topf spriessten irgendwann drei Pflänzchen hervor, irgendwann mussten wir umtopfen. Wir taten dies und steckten noch zwei, drei Samen in den großen Topf. Diese verkümmerten jeodch bereits im Ansatz. Nur eine Pflanze schoß empor.

Doch eines Morgens war diese Pflanze, an der sich bereits eine kleine Blütenknospe gebildet hatte, abgeknickt. Einfach so. Wir hatten sie wohl nicht ausreichend gesichert. Der Stengel mit der Knospe lag jedenfalls auf dem Boden, der Rest der Pflanzen im Topf sah so aus:

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Wir stellten den abgebrochenen Stengel in eine Vase, hegten und pflegten ihn – und das Wunder geschah: Die winzige Knospe wuchs und gedieh, bis sie schließlich vollkommen herangereift war. Und dann blühte sie auf:

Das Geheimnis der japanischen Sonnenblume

Und das tut sie nun schon über 2 Wochen…

Das Geheimnis der japanischen Sonnenblume_2

Christoph Brandl

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18.6.2014

Martina Zavelberg schreibt:

„Fortsetzung 2

Lieber Herr Brandl,

pünktlich zum anstehenden Sommeranfang zeigen die Pflanzen ihr wahres Gesicht, lachen mich an, und ich lache zurück . . .

. . . auf dem Berliner Balkon:

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. . . im Büro die Sonnenblumen-Miniatur mit einer Glücksfeder (Zamioculcas) in der Blumentopf-WG:

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Sonnige Grüße!
Einen schönen Sommer wünscht Ihnen

Martina Zavelberg

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18.5.2014

Martina Zavelberg schreibt:

„Fortsetzung 1

Lieber Herr Brandl,

Dank eines ausgetüftelten künstlichen Bewässerungssystems (eine mit Wasser gefüllte und kopfüber in die Sonnenblumenerde gesteckte ehemalige Sonnenblumenölflasche ☺) entwickelten sich die jungen Pflanzen auch prächtig trotz meiner Abwesenheit. Hier der Beweis mit vielen Grüßen und guten Wünschen

Martina Zavelberg“

(zur Besichtigung ihrer ersten Fotos: scrollen Sie bitte hinunter zum 15.4.2014)

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2.5.2014
         

Frau von Köckritz schickt uns diese wunderbare Karte mit einem Bild von Max Liebermann (Vordergarten nach Osten, um 1924).

2014-05-10 15:13:21

Sie schreibt:

„Sehr geehrter Herr Brandl!

Anbei sende ich Ihnen 3 Fotos von den Sonnenblumen, die Sie mir gegeben haben. Der 3. Kern ist nicht aufgegangen. – Ich werde die beiden Pfalnzen bald in ein größeres Gefäß umpflanzen. Wenn sie dann blühen, werde ich wieder fotografieren. Haben Sie schon Rückmeldungen vom Gedeihen der anderen verschenkten Sonnenblumen?
Herzliche Grüße! E. v. Köckritz“
         
Und das sind die Fotos von Frau v. Köckritz:

2014-05-10 14:56

2014-05-10 14:56

2014-05-10 14:56

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22.4.2014
         

Hilary von Waldenfels schickt uns ihre Fotos. Sie schreibt:

„Dear Christophe,

Sorry, that it took me over 6 weeks (since the first week of Lent, until just past Easter Sunday), to finally get around to sending you these photo attachments notating the progress of my sunflower pot from your exhibit at Akira’s Fukushima Anniversary Event.

There’s a bit more of a story behind that: The flowers started blooming right away, and I dutifully snapped the first photos then, but before I’d gotten around to downloading the camera (only now today, finally, with lots more photos and an art exhibition since then), the first sprouts were already drying out and died for lack of attention and re-planting. But then lo, a wonder: a second batch of sprosslings appeared, and took much firmer hold in the soil, so that I had a second round of sprouts to photograph and supplement to the sunflower progress archives, now more to show…

These new second-chance Sunflower Sprouts will also presumably not last in the pot forever… Maybe you’d like to come over on the weekend and do a planting ceremony in the garden proper? – Especially if you happen to own something in the line of a trowel or shovel? (I don’t, myself… no garden implements whatsoever, as it happens…) -Also,  although I do have this lovely little Grünfläche right outside my ground floor back windows, and no objection to planting something in the little garden, it being a bit late-ish in the growing season, all of the vines and bushes and undergrowth have had their chance to take first grabs at the soil, so that an aesthetic eye and some combined gardeners‘ judgement might be called for, in terms of placement.

My own coincidental ( ! ) circa February-March attempt – apparently simultaneous to your own potted sunflower seeds project planning (great minds think alike!) – to plant sunflower seeds of my own, in the then still naked soil against the (in my opinion, unattractively so) blank white rear wall of the garden (I wanted Jack-in-the-Beanstalk-like, tall stalks of bright yellow sunflowers to break up the monotonous white, ideally), had yielded no successful sprouts: Either the birds dug up the seeds and ate them before they’d ever had a chance, of seeding, or, maybe the years old pre-existing winter-dormant vines with their all-powerful root structures simply overpowered the struggling new-rooting process of the baby sprosslings…. who knows. In any case, the back wall is no longer accessible now that everything’s growing full force in the way; too much growth to fight through to even get there now in late April / almost May – so, have to choose another patch, and no bare soil of course, so have to clear some…

Well, let me know what you think of these proud brave little sprosslings, still in their second-chance growth in their original Christophe-Pot (complete with your own original little round sign – I made a point of letting that be well visible in at least a couple of the photos), still in my bedroom window-sill….

Sorry it took me so long to send these!

Liebe Grüße,   xoxo, Hilary“

Und das sind Hilarys Fotos:

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15.4.2014

‚und jetzt‘ – ein neues Foto, um genau zu sein ist es eine kleine Chronologie des Wachstums. Martina Zavelberg schreibt:

„Lieber Herr Brandl,

Ihr Projekt ‚und jetzt‘ ist eine wunderbare Idee! Am 19.03.2014 schenkten Sie mir einige Sonnenblumensamen. Ich musste sofort handeln.

Blumentopf und –erde, der Versuch, ein bisschen kreativ zu sein, dann aber doch die Samen in die Erde. Als sich die ersten Keimlinge im Blumentopf zeigten, habe ich mich gefragt, wer hält sich da an wem fest? Der Keim an seinem Kern oder umgekehrt?

Und jetzt, nach dem Sichloslassen, trotzen sie gemeinsam dem Berliner Aprilwetter. Die Pflänzchen über der Erde, die Kernhüllen als Dünger drunter.

Fortsetzung folgt… ein Symbol der Hoffnung!

Viele Grüße und erfolgreiche Projekte

Martina“

Martina

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13.4.2014

Mittlerweile erreichen uns auch Fotos von Ausstellungsbesuchern. Diese beiden kommen von Prof. Christl Fabian. Vielen Dank!

Prof. Fabian schreibt:

Werter Herr Brandl, Sie schenkten mir ein Toepfchen mit Samen aus 
Fukushima und baten um Fotos . Hier kommen die ersten . Aufgenommen am 4.4. und am 10.4.2014. weitere werden folgen , wenn die erste Pflanze sich entwickelt . Viel Spaß bei Ihrem Projekt und herzliche Gruesse 

Prof. Christl Fabian

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12.4.2014

Und so sieht das nun aus.

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12.4.2014

Die Pflanzen ziehen in einen größeren Topf – es sind drei Stück mittlerweile! (Die dritte ist noch sehr klein).

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17.3.2014

Und so sieht unser Samen aus: Die stündlichen Aufnahmen entstanden zwiwschen Sonntag, 16.3., 12 Uhr und Montag, 17.3., 12 Uhr. Abends und nachts wurde nicht fotografiert.

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17.3.2014

The famous German Jazz musician Gunter Hampel wrote to me today:

hi christoph,
you were so kind as to give me the seed in a flowerpot, though i hesitated to take it
a flowerpot in in a small car, with 4 musicians and music gear and suitcases and autobahns – for doing the fukishima i had to agree
to drive my excellent superb dancer danilo from rio de janeiro
after my performance in berlin, a day later,
right after the gig at 23 h in berlin
to koblenz – there is a little airport called frankfurth hahn.
that means your little sunflower seed in a flowerpot with earth was doing the trip with us to the airport
that was 7oo kilometers
and afetr delivering danilo to his flight we took it further on, 3oo km more to göttingen
an on this trip, making it 1ooo kilometers your flowerpot broke.
so we took your holy earth with the more holy sunflowerseed and planted it right on an autobahn rastplace between frankfurt and göttingen
within the neigbourhood of nice trees and bushes and some gras

in hoping we brought it to its destination
as your wishes might have been.

so there it is
when you see a sunflower growing up next summer

it will shine its presence to the many autos and people
who will wonder how come this sunflower
is demanding their attention.

http://www.gunterhampelmusic.de/
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16.3.2014

Der erste Sonnenblumensamen treibt aus.

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11.3.2014

Letzte Vorbereitungen – der Tag der Ausstellung

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10.03.2014

Hier hinein werde ich heute Nachmittag ‚und jetzt’bauen. Ich freue mich.

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08.03.2014

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit! (Karl Valentin)

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06.03.2014

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04.03.2014

Nach mehrmaligem Konfiszieren sind mittlerweile die ersten Samen und ein Begleitschreiben aus Japan eingetroffen:

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Übersetzung des Briefes:

Erste Seite:

Dear Mr. Brandl,

vielen Dank, dass Sie an die Leute in Fukushima gedacht haben.
Ich hoffe weiterhin auf Ihren Beistand.

Versuchen wir „Null- Kernkraftwerke“.

Mit vielen Grüßen,

Matsui Katsumi (eine Frau)

Zweite Seite:

es gibt Familien in unsere Yamaguchi-Präfektur, die von Fukuschima-, Miyagi-, Kanagawa-Präfektur evakuiert worden sind. Die meisten Leuten haben sich unwohl gefühlt, deshalb… 

Die Regierung und Ärzte lassen die Leute leben, wo es 20 msu im Jahr gibt. Sie propagieren, „Radioaktivität kann man ausscheiden.“ Und lassen uns Gemüse und Fische aus Fukushima essen.  

Sehr traurig, nein fürchterlich. Es gibt bereits einige Leute, die Schilddrüsen- Krankheiten bekommen haben.

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