Englisch below
Serie: Vermisste Männer, Ostküste, Kenia, 2015
Mehrfache Großmutter, wurde vor fast 20 Jahren verlassen – multiple grandmother, was left almost 20 years ago
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Um die Ästhetik des Alltags geht es mir bei dieser Serie, die 2015 entstanden ist und die ab Sonntag, dem 27.11.2016 zum ersten Mal öffentlich zu sehen sein wird:
Hier: Vernissage ‚Jikoni’ und ‚Missing Men’, 27.11.16, Freni & Frizioni, Pariser Straße 18a, Berlin, 14-17 Uhr, die Ausstellung läuft bis zum Ende des Jahres
Das Projekt ‚Missing Men’ bezieht sich auf die Beobachtung, dass es in Afrika eine schnell wachsende Bevölkerungsgruppe gibt, die der allein gelassenen Frauen: allein erziehende Mütter, verlassene Ehefrauen, Verlobten oder Partnerinnen. Unzählige Frauen jonglieren Haushalt, Beruf und Kindererziehung gleichzeitig, der ehemalige Partner wird von ihnen oft als unzuverlässig, weich, schnell ablenkbar, aber auch als Rumtreiber, Taugenichts und Versager wahrgenommen.
Die Bilder dieser Serie sind Portraits, die Frauen in ihrer gewohnten Umgebung zeigen, bei der Arbeit, in der Freizeit oder mit ihrer Familie. Sie wirken auf den ersten Blick neutral. Doch auf jeder Aufnahme wurde ein Platz frei gelassen, an dem sich der Mann, der Partner, der Ehemann, der Versorger, der Vater der Kinder befinden könnte – wäre er noch da. Der neutrale Gesichtsausdruck der Porträtierten erlaubt dem Betrachter nach Spuren zu suchen, die das Abhandenkommen des Mannes möglicherweise hinterlassen hat – oder dies erklären.
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Series: Missing Men, East Coast, Kenya, 2015
In Kenya there are a great number of single-raising women, uncounted children grow up without their fathers. Why?
Where did they go and where are they now, the missing men?
The pictures I am attaching here are women portraits I recently took in Kenya. I am showing women in their natural environment, at work, on their farm, at leisure or with their families and children. The pictures appear to be harmless, casual.
However, in all photographs I left an (imaginary) empty space so as to show were the missing man might have had his place.
The neutral look on most of the portrait subjects’ faces leaves it up to the beholder to find traces the loss of the man might have left.
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Mutter mit zwei Töchtern, deren Vater verschwunden ist – Mother with two daughters, whose father disappeared
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Alleinerziehende Näherin, ihr Kind “lebt” auf ihrem Schoß – single raising mother, her child “lives” on her lap
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Drei Töchter mit ihrem Vater, zwei vermissen ihre Ehemänner – Three daughters with their father, two miss their husbands
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Mutter, die verlassen wurde, als sie im 3. Monat schwanger war – Mother, who was left, when she was 3 months pregnant
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Vierfache Mutter, seit 5 Jahren alleinerziehend – mother of four, single-raising since five years
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70-jährige Großmutter, die keine Drittfrau werden wollte, vertrieb ihren Mann von der gemeinsamen Farm – 70-year old grandmother, who didn’t want to become the third wife expelled her husband from the mutual farm
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Frau, deren Ehemann sie drei Wochen nach der Hochzeit verlassen hat – woman, whose husband left her three weeks after the wedding
Zwei Freundinnen, beide wurden während der Schwangerschaft von ihrem Ehemann/Freund verlassen – Two girlfriends, both were abandoned by her husband/boyfriend during pregnancy
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Zwei Schwestern, die mit Haus und Hof von ihren Männern sitzen gelassen wurden – Two sisters, who were jilted by their men with house and farm
Großartige Fotostrecke. Ich wüsste gerne, wie Du mit den Menschen gesprochen hast, bevor Du die Aufnahmen gemacht hast. In welcher Sprache, wie lange, wie gut kanntest Du sie bevor sie sich fotografieren ließen, und haben sie eigentlich verstanden was Du da mit ihrem Abbild tust? Hast du von allen die Adressen und wirst ihnen Abzüge schicken? Ist das möglich?
Hallo Jakob, ich kannte sie vorher nicht, habe mit allen kürzer oder länger gesprochen (ich hatte einen Übersetzer dabei). Aber beileibe nicht alle waren bereit, sich von mir fotografieren zu lassen, oder mit mir zu sprechen…
Hallo Christoph, heute habe ich mir einen Teil Deines Blogs angeschaut. Sehr interessant! Ganz besonders die Garage, da ich mir
diese Aktion nicht vorstellen konnte. Wunderbar.
Gruß Inka
Hallo Inka, es freut mich, wenn du meinen Blog interessant findest. Einen schönen Tag, Christoph
Fantastische Beobachtungen. Man wundert sich nicht, dass diese starken Frauen inzwischen in einigen afrikanischen Staaten mehrheitlich mit z.T. über 60% Frauenanteil in Parlamenten sitzen. Wunderbare und kraftvolle Beobachtung. Danke.
Danke sehr, liebe Sanne, freut mich, wenn das Projekt bei dir ankam…